Wenn die Angst das Leben bestimmt
Angst ist eine wichtige Emotion, denn ohne sie würden wir Gefahren nicht erkennen und uns vor ihnen nicht in Acht nehmen. Ihr Körper zeigt Ihnen mit schlotternden Knien oder Herzrasen, dass Sie hier und jetzt innehalten sollten.
Wie wichtig diese Emotion ist, zeigt sich bei jeder Gefahr, sei es Klettern in großer Höhe ohne Seil oder beim Versuch, eine sechs-spurige Autobahn zu überqueren.
Angststörungen
Bei Angststörungen geht es hingegen nicht um echte Bedrohungen, sondern um übersteigerte oder grundlose Ängste. Betroffene haben Angst vor Situationen oder Dingen, vor denen andere Menschen keine oder wenig Angst haben. Das ist ihnen meist bewusst, aber sie können nichts dagegen tun. Sie versuchen, die für sie bedrohlichen Situationen zu vermeiden. In der Folge sind sie zunehmend im Alltag, Beruf oder im sozialen Umfeld eingeschränkt.
Ängste werden dabei auf vier Ebenen empfunden:
- Emotional, also das Gefühl von Angst oder Hilflosigkeit.
- Vegetativ, wie Schwitzen, Herzklopfen, Mundtrockenheit.
- Kognitiv, eine gedanklichen Einengung auf die vermeintliche Gefahr.
- Motorisch, wie eine erhöhte Muskelanspannung, um schnell fliehen zu können.
Zu den häufigsten Angststörungen zählen die Panikstörung, generalisierte Ängste, soziale Phobien oder Ängste vor konkreten Auslösern.
Panikattacken treten plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf. Betroffene haben dabei körperliche Symptome wie Übelkeit oder Atemnot und haben Angst, die Kontrolle zu verlieren.
Menschen, die an einer generalisierten Angststörung leiden, haben vor alltäglichen Ereignissen oder Problemen Angst, sind besorgt um ihr und das Wohlergehen der Liebsten und sind dauerhaft angespannt.
Bei einer sozialen Phobie haben Betroffene Angst vor Situationen, in denen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen könnten. Weil sie somit alle sozialen Situationen vermeiden, schränkt sie dies erheblich im Leben ein.
Zu Ängsten mit konkreten Auslösern zählen Spinnenphobien, Höhenangst, Prüfungsangst oder Zahnarztangst. Um diese Ängste nicht zu spüren, werden diese Situationen vermieden. Manche lassen sich einfach vermeiden, wie eine Höhenangst, manche schränken das Leben massiv ein, wie Ängste über Brücken zu fahren oder zum Zahnarzt zu gehen.
Ursachen für Angststörungen
- Biologische Ursachen
Störungen in der Gehirnchemie, insbesondere im Zusammenhang mit Neurotransmittern wie Serotonin und Noradrenalin, können Angststörungen begünstigen. Ein Ungleichgewicht kann zu übermäßiger Angst oder Panik führen.
- Stress und Traumata
Langanhaltender Stress oder traumatische Erlebnisse, wie Unfälle oder der Verlust eines geliebten Menschen, können Angststörungen auslösen. Auch weniger schwerwiegende, aber kontinuierliche Belastungen wie beruflicher Druck oder Beziehungsprobleme können zu Angst führen.
- Persönlichkeitsmerkmale
Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, wie eine Neigung zu Perfektionismus, Übervorsichtigkeit oder ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle, können das Risiko für Angststörungen erhöhen.
- Psychische Erkrankungen
Angststörungen treten oft zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf, wie Depressionen oder psychosomatische Störungen. Diese Komorbiditäten verstärken die Symptome.
- Lernverhalten und Erziehung
Angst kann auch durch erlerntes Verhalten entstehen. Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in denen Angst, Unsicherheit oder übermäßiger Schutz dominieren, entwickeln möglicherweise eine erhöhte Anfälligkeit für Angststörungen. Sie können lernen, bestimmte Situationen als bedrohlich wahrzunehmen, auch wenn sie es objektiv nicht sind.
- Kulturelle und soziale Einflüsse
Gesellschaftliche Erwartungen und der Druck, bestimmten Normen zu entsprechen, können ebenfalls zu Angststörungen beitragen. In manchen Kulturen oder sozialen Gruppen wird die Leistungsfähigkeit stark betont, was Stress und Angst verstärken kann.
Behandlung von Angststörungen
Angststörungen sind gut behandelbar und können geheilt werden. Wenn sie bereits chronisch geworden sind, benötigt es Geduld, denn es kann oft Wochen oder Monate dauern, bis sie überwunden sind. Wirksam in der Behandlung von Angststörungen sind unter anderem Methoden aus der Psychotherapie, wie die Hypnose oder EMDR.
Ein kleiner Tipp bei Panikattacken
Sollten Sie eine Panikattacke erleiden, können Ihnen die folgenden Tipps helfen, diese zu überwinden.
- Bewusstes, kontrolliertes Atmen: Die Lippen schließen und nur durch einen kleinen Spalt ein- und ausatmen.
- Bewusstes Anspannen und Entspannen: Die Hände fest zu einer Faust ballen, die Spannung einige Sekunden lang halten und wieder loslassen – mehrmals langsam durchführen.
- Kräftige Bewegungen, um Spannung abzubauen, z. B. Kniebeugen, aufstampfen, mit den Armen rudern, schnelles Laufen.
- Gedanken ablenken, z.B. alle roten Dinge in der Umgebung suchen, bestimmte Dinge zählen, ein Gespräch beginnen.
Fazit
Ängste sind wichtig und sichern unser Überleben. Wenn allerdings die Angst das Leben bestimmt, dann ist es wichtig zu handeln und sich Hilfe zu suchen. Denn ein Leben mit Angst muss nicht sein und das Leben ist zu wundervoll, um es nicht genießen zu können.
Ich bin Jennifer Thran, Heilpraktikerin für Psychotherapie.
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Jennifer Thran